Heinz und sein Herrl – Eva Woska-Nimmervoll

Eine Rezen­sion von Marlies Thuswald

Wer hat ihn gesehen? Gibt es ein Motiv? Und hat er den Nach­barn tatsäch­lich umge­bracht? Mit diesen Fragen quält sich das Herrl des gutmü­tigen vier­bei­nigen Heinz (der die Lesenden übri­gens mittels Daumen­kino pföt­chen­ge­bend durch das ganze Buch begleitet). Als wäre die alltäg­liche Routine zwischen Arzt­ter­minen und Arbeitsamt nicht schon anstren­gend genug, wird der zurück­ge­zo­gene Gemein­debau-Bewohner, der Pessoa-Zitate stickt und eine Sammel­lei­den­schaft der beson­deren Art geheim­hält, ganz plötz­lich zum Verlassen seiner schön eng gesteckten Komfort­zone gezwungen.

Der Nachbar, der eben­falls den im Roman promi­nenten Namen Heinz trägt, ist gestorben. Und zwar kurz nachdem er den namens­glei­chen Hund („Scheiß­köter“) getreten hat. Aller­dings scheinen sich manche fast darüber zu freuen. Jemand verlangt plötz­lich Schwei­ge­geld. Und dann muss sich der Prot­ago­nist zudem fragen, wie er damit umgehen soll, dass neuer­dings eine Frau mit mehreren (falschen) Namen und einem ausge­borgten Hund in seinem Leben Platz bean­sprucht. Zufall?

Eva Woska-Nimmer­voll, BÖS-Absol­ventin (Jahr­gang 2016/17), freie Jour­na­listin und Texterin, die als Autorin schon zahl­reiche Preise erhalten hat, nimmt die Lesenden in „Heinz und sein Herrl“ auf einen flotten Spazier­gang durch eine Lebens­welt am Rand der Gesell­schaft mit. Humor­voll, sprach­ge­wandt und mit liebe­vollem Blick für Details und die kleinen Absur­di­täten des Alltags führt sie an (scheinbar) vertraute Orte in Wien und Umge­bung und in das aufge­wir­belte Leben von in ihrer Schrul­lig­keit und Umständ­lich­keit sehr sympa­thi­schen Charak­teren, die einem über­ra­schend bekannt vorkommen. Ob man will oder nicht (und man will!), man sorgt sich um sie, ärgert sich mit ihnen und freut sich über ihre kleinen Durchbrüche.

Viel zu schnell hat man sich so durch die 192 Seiten geschmun­zelt und muss Heinz und sein Herrl wohl­ver­dien­ter­weise sich selbst und ihren (neuen) Lebens­um­ständen über­lassen. Ein mitrei­ßendes Roman­debüt. Hoffent­lich kommt bald mehr!

 

Marlies Thus­wald, Februar 2019

Für die Rezen­sionen sind die jewei­ligen Verfas­se­rInnen verantwortlich.

 

Eva Woska-Nimmer­voll: Heinz und sein Herrl
Wien: Kremayr & Sche­riau, 2019
192 Seiten
EUR 19,90
ISBN: 978–3‑218–01155‑6

 

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